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Flusskreuzfahrt auf Rhône und Saône mit MS Amadeus Provence

vom 20. bis zum 27.April 2023

Die Rhône ist in Frankreich männlich so wie der Rhein bei uns, also müssten wir der Rhône sagen. Alain hat uns den Grund dafür erklärt. In manchen Bildern wird der Fluss symbolisch von einem muskulösen jungen Mann dargestellt, mit Bart und wilden Haarschopf, was die ungestüme Kraft der Rhône verdeutlichen soll. Schon in der Antike entwickelte sich auf diesem Fluss und der Saône ein reger Handelsverkehr. Im 19. Jahrhundert begann man damit, seine Wasserkraft zu nutzen, es wurden Schleusen und Kraftwerke gebaut und das Flussbett an einigen Stellen begradigt auch um die immer wieder auftretenden Überschwemmungen abzumildern. Die Rhône gilt als stärkster Fluss Frankreichs. Seine Kraft bezieht er von dem Gletschergebiet in den Alpen. Dieser Gletscher verliert durch den Klimawandel jährlich 5 bis 7 Meter an Dicke, was die Menschen im Süden Frankreichs mit einiger Sorge erfüllt. Also versucht man die Wasserentnahme der Obst- und Gemüsebauern sowie die der Industrie zu regulieren. Auch werden ursprüngliche Biotope wieder erschaffen, damit das Wasser in der Region bleibt.

Wir erreichten den Rhône(-Fluss) nach langer Busfahrt zeitig genug. Schon zu Anfang unserer Reise hatte Jörg erfahren, dass sich in der Gegend von Karlsruhe ein großer Stau gebildet hatte. Also entschied er kurzerhand, früher nach Frankreich hinüber zu fahren. Dadurch hatten wir eine angenehme, störungsfreie Anfahrt nach Lyon. Früh um 5.00 Uhr waren wir schon in Koblenz gestartet, weil noch einige Mitreisende „eingesammelt“ werden mussten. Walter hat wieder ein gute Reisegesellschaft zusammengestellt, in der wir uns gleich wohlfühlten auch durch seine aufmerksame Betreuung. Der erste große Halt diente der Kräftigung durch Fleischwurst, Brötchen und Kaffee und in der nächsten längeren Pause verwöhnte Walter uns mit selbst gebackenem Streuselkuchen. Zwischendurch war er immer wieder im Bus unterwegs mit Getränken auch geistiger Art, was uns bei bester Laune hielt.

In Lyon sahen wir dann unser schmuckes Schiff, die Amadeus Provence, unser fahrendes Hotel für die nächsten 7 Tage. Unbeschwert gingen wir an Deck, denn das Gepäck wurde von den aufmerksamen Kräften der Besatzung in unsere Zimmer geschafft. Die Begrüßung war herzlich und wir konnten uns in aller Ruhe umsehen. Am Abend gab es dann eine allgemeine Einweisung in das Leben und die Sicherheit an Bord durch Andrea, die für die gesamte Organisation und den Ablauf verantwortlich zeichnete. Sie ist betont freundlich, entscheidungsfreudig, durchsetzungsstark und überaus präsent ohne aufdringlich zu wirken. Danach begaben wir uns zum Abendessen, was jedes Mal eine vorzügliche Veranstaltung mit mehreren Gängen war, wir sind schließlich in Frankreich. Das Menu konnten wir aus mehreren Vorschlägen selbst zusammenstellen. Während des Essens wurde fleißig Wein nachgeschenkt (weiß oder rot), wobei der Hoteldirektor neben den Servicekräften freudestrahlend und aufmerksam von Tisch zu Tisch lief, in der Sorge, dass keiner der Gäste trocken fallen möge.

Andrea, Bordreiseleiterin und erste Chefin unter dem Kapitän Abteikirche Saint-Philibert

Während des Essens meldete sich Andrea gewöhnlich über Lautsprecher zu Wort, um den Ablauf des nächsten Tages zu erläutern. Immer in zwei Sprachen nämlich auf Deutsch und auf Englisch, denn wir hatten noch eine türkische und eine israelische Reisegruppe an Bord. Diese Durchsagen störten manchmal unsere Unterhaltung, aber für Andrea war es halt die beste Gelegenheit alle zu erreichen. Es war auch nicht schlimm, wenn man nicht richtig zuhörte, die Durchsage gab es ja zweimal und außerdem würden der Nachbar oder die Nachbarin schon aufpassen, was manchmal nicht der Fall war; auch nicht schlimm, denn in unseren Kabinen fanden wir regelmäßig das Programm für den nächsten Tag gedruckt mit allen wichtigen Informationen vor.

Am Abend legte unser Schiff um 22.00 Uhr ab und nahm Kurs Richtung Norden auf der Saône, die hier in Lyon in die Rhône mündet. Um 6.00 Uhr am nächsten Morgen legte die Provence in Mâcon an. Nach einem reichhaltigen Frühstück suchten wir unseren Bus auf, der uns während der gesamten Schiffsreise begleiten sollte und fuhren unter der Regie der Reiseführerin Myriam Richtung Tournus, um dort die romanische Kirche zu besichtigen. Eigentlich war geplant, das Städtchen Mâcon zu besuchen aber Myriam meinte da seien zu viele Baustellen, die uns nur aufhalten würden und Tournus wäre interessanter.

Die Abteikirche Saint-Philibert ist wirklich sehenswert. Es handelt sich um ein eindrucksvolles Gebäude aus der frühen Romanik, ein wehrhafter Bau wie bei vielen Kirchen vor 1100, denn es gab immer wieder Überfälle aus dem Osten, z. B. aus Ungarn, gegen die man sich schützen musste. An der Stelle dieser Abteikirche gab es bereits vor 900 zwei kleinere Kirchenbauten. 875 kamen Benediktinermönche aus Noirmoutier hierher, weil sie in ihrer Heimat von den Normannen bedroht worden sind und brachten die Reliquien des Heiligen Philibert mit. Durch sie entwickelte sich hier ein geistiges Zentrum und es entstanden um 1019 wesentliche Bestandteile der heutigen Kirche.

Abteikirche Saint-Philibert Saint-Philibert, Blick vom Kreuzgang in Richtung Innenbereich

Menschen, die sich für Baugeschichte interessieren, finden hier eine einmalige Anhäufung der verschiedensten Stileinflüsse aus dem Mittelalter vor. Unsere Führerin machte immer wieder auf besondere Details aufmerksam, wie zum Beispiel auf die Mosaikböden aus dem frühen Mittelalter oder die Zedernholz-Madonna Notre Dame la Brune (braune Madonna) aus dem frühen 12. Jahrhundert, wobei das Jesuskind, welches sie hält, das Gesicht eines Erwachsenen hat, was in damaligen Darstellungen üblich war. Überrascht hat uns das moderne Mobiliar zeitgenössischer Kunst. Für das Heilige Jahr 2000 hat der georgische Künstler Goudji den Reliquienschrein des Heiligen Philibert sowie Altar, Ambo und Prozessionskreuz entworfen. Auch besuchten wir die Krypta aus dem Jahr 875. Wir hielten uns ziemlich lange in dieser bedeutenden Abteikirche auf und verließen sie schließlich durch den Kreuzgang, wobei der im Innenbereich blühende Baum unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Danach fuhr Jörg uns wieder zum Schiff, wo uns das Mittagessen erwartete.

Nachdem wir uns gestärkt und ein wenig ausgeruht hatten, brachte uns der Bus  zur Abtei von Cluny. Etwa 5000 Einwohner zählt die Gemeinde Cluny heute. Als wir uns der größtenteils zerstörten Klosteranlage näherten, bekamen wir eine Ahnung von den ungeheuren Ausmaßen, die Cluny einst gehabt haben muss. Die im Jahre 909 gegründete Benediktiner-Abtei war Ausgangs- und Mittelpunkt einer umfassenden Erneuerung des Mönchtums. Cluny beeinflusste Politik, Kunst und das religiöse Leben. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung lebten hier etwa 400 Mönche und hielten die Verbindung zu rund 1000 Tochterklöstern mit 20.000 Mönchen europaweit aufrecht. Diese Machtfülle wurde auch in den Gebäuden gezeigt. Der dritte Kirchenbau, 1089 begonnen und 1130 eingeweiht, war mit 187 Metern Länge drei Jahrhunderte lang bis zum Bau des Petersdoms in Rom um 1506, die größte abendländische Kirche des Mittelalters.

Cluny: Grundriss der großen Abteikirche, Im erhaltenen Seitenteil des ehemaligen großen Kirchenbaus.
dunkel dargestellt die heute noch vorhandenen Reste  

Diese imposante Klosteranlage wurde in der Französischen Revolution fast vollständig zerstört und später als Steinbruch genutzt. Einige Seitengebäude, die noch erhalten sind, lassen die ungeheuren Ausmaße erahnen. Auch die große Bibliothek von unschätzbarem Wert wurde vernichtet. Heute ist das gesamte Areal UNESCO Weltkulturerbe und man ist bemüht, das was noch erhalten ist, bestmöglich zu schützen. Damit man sich die Dimensionen besser vorstellen kann, gibt es einige schwenkbare Flachbildschirme, die je nach der Richtung in die man sie dreht, die alten Gemäuer auf dem Bildschirm sichtbar machen. Zudem haben wir uns noch einen Film angeschaut, auf dem in 3D-Simulation der Bau und der spätere Zerfall des riesigen Kirchengebäudes dargestellt ist.

Der Film war in französischer Sprache kommentiert, was nicht groß störte, denn beeindruckend waren die Bilder. Walter, der auf seinen Reisen schon viele Präsentationen gesehen hatte, war fassungslos, dass es nicht möglich war den Film, der wohl in Endlosschleife in mehreren Sprachen läuft, sofort in deutscher Sprache zu unterlegen. Wir hätten warten müssen, bis die deutsche Fassung drangekommen wäre. Auch über die zeitaufwändige Zugangsprozedur, die wir durchlaufen mussten, um diese Welterbestätte betreten zu dürfen, war er maßlos enttäuscht. Unsere Reiseführerin Myriam hatte sich über die herablassende Behandlung ihrer deutschen Gruppe hörbar beschwert. Sie war empört, ihr war der Ablauf erkennbar unangenehm. Schließlich schränkt die hier verbrauchte Zeit die uns verbleibende Besichtigungsdauer ein. Zum Abschluss besuchten wir noch den mächtigen Getreidespeicher aus dem 12. Jahrhundert mit seiner bemerkenswerten Dachkonstruktion (Foto siehe unten).

Nachdenklich fuhren wir in unserem Bus wieder zum Schiff. Wie gelangte dieses Cluny zu so ungeheurer Größe und Macht, mit Einfluss über die Grenzen der vielen Herrschaftsbereiche im damaligen europäischem Gebiet hinaus und wie konnte es geschehen, dass diese bedeutende Institution verschwand und nur wenige Trümmer und Gebäudereste übrig geblieben sind, die dieses einstige geistige und mächtige Zentrum heute nur noch mühsam erahnen lassen?

Um 18.30 Uhr erlebten wir dann auf dem Schiff den angekündigten Generalalarm, der in Frankreich vorgeschrieben ist und fanden uns nach Aufforderung mit dann angelegten  Schwimmwesten in der Panorama-Bar ein. Bei der Aufforderung, die Kabinen zu verlassen und die Schwimmwesten mitzunehmen hatte Andrea nicht erwähnt, wo diese zu finden seien, nämlich unter den Betten. Hinterher habe ich sie gefragt, ob sie das absichtlich unterlassen hätte. Ja, das habe sie bewusst nicht erwähnt, schließlich habe sie bei der Einweisung in das Leben an Bord erklärt, wo die Westen verstaut seien. Die Gäste sollen ihr zuhören.

Nach dieser Sicherheitsübung wurden uns um 19.00 Ihr in der Panorama-Lounge bei einem Willkommens-Cocktail die Offiziere vorgestellt. Der Kapitän Jonny Perchat ergriff kurz das Wort und hieß uns an Bord freundlich in französischer Sprache willkommen. Nach der Begrüßung ging er zu einigen Tischen, stieß er mit den Gästen an, leerte artig sein Glas und war dann verschwunden. Andrea meinte trocken, der Kapitän würde das Mikrofon nicht sehr lieben.

Im weiteren Verlauf der Reise habe ich ihn dann einmal bei der Einfahrt in eine Schleuse beobachtet. Er dirigierte das 110 m lange und 11,40 m breite  Schiff von einem der seitlichen Steuerstände aus ruhig in die 12 m enge Schleusenkammer. Dabei beobachtete er ständig die lange Schiffsseite und schaute immer wieder direkt nach unten, wo ich einen Mann der Crew entdeckte. Ein kurzes Handzeichen, ein Kopfnicken und das Schiff wurde an einem der Poller festgemacht, die bei der Schleusung mit nach oben oder unten gleiten. Keine lauten Kommandos, keine Hektik, der ganze Vorgang lief ruhig und routiniert ab. Dabei musste während unserer Reise eine ganze Reihe von Schleusen auch nachts überwunden werden. Alle Manöver liefen erschütterungsfrei ab, für uns ein angenehmes Fahrgefühl. Dieser Kapitän führt das Schiff auf seine Weise, nämlich leise. Als wir zum Abendessen gingen, hatte unser Schiff, die Amadeus Provence bereits um 18.00 Uhr Mâcon verlassen und erreichte in der Nacht auf Samstag um 1.00 Uhr Chalon.

Samstag-Vormittag stand ein Ausflug zum Chateau Cormatin auf dem Programm. Um hierfür genügend Zeit zu haben, hatten wir auf einen Besuch der Ortschaft Brancion verzichtet. Als wir durch Chalon fuhren, machte Myriam uns auf eine Statue aufmerksam, die den Erfinder der Fotografie darstellt, Joseph Niépce, 1765 in Chalon-sur-Saône geboren. Er hat 1826 die weltweit erste fotografische Aufnahme gemacht; einen Blick aus seinem Arbeitszimmer im Gutshof Le Gras. Er nutzte dafür eine mit lichtempfindlichem Asphalt beschichtete Platte und benötigte für die Aufnahme eine Belichtungszeit von acht Stunden. Personen konnte man mit diesem Verfahren noch nicht fotografieren, so lange kann kein Mensch still sitzen. Es ist beeindruckend, wie die Entwicklung seither verlaufen ist. Heute machen wir ein Farbfoto mit einem kleinen Gerät und das Bild bester Qualität ist augenblicklich über die Cloud weltweit verfügbar.

Auf dieser Fahrt zum Schloss gewannen wir einen Eindruck von der dünn besiedelten burgundischen Landschaft: viel Wald, sowie Wein-, Obst- und Gemüseanbau. Auch sahen wir die weißen Charolais-Rinder grasen, die hier gezüchtet werden. Immer wieder erblickten wir in den Orten romanische Kirchen, die gegen Übergriffe befestigt waren, weil dies eine Grenzregion zwischen Burgund und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war.  Dass es heute hier noch so viele erhaltene romanische Kirchen gibt, liegt schlicht daran, dass das Geld fehlte, um den späteren Modestil der Gotik mitzumachen.

Park und Schloss Cormatin

Das Schloss Cormatin ist eine rechte Augenweide. Es liegt auf einer größeren Insel im Fluss Grosne inmitten eines 12 ha großen gepflegten Parks, der an die Barockzeit erinnert und ist von einem Wassergraben umgeben. Es wurde zwischen 1606 und 1625 im Renaissancestil erbaut und ist ein Spiegel des Lebensgefühls der damaligen Zeit, in dem man Reichtum und Prunk selbstbewusst zeigte. Die Inneneinrichtung ist äußerst wertvoll und selten, zumal in Paris fast alles aus dieser Zeit zerstört worden ist.

Prunkzimmer und Küche im Schloss Cormatin

Das teilweise verfallene Schloss wurde 1980 von drei Privatpersonen erworben und restauriert. Der zugeschüttete Schlossgraben wurde wieder freigelegt und der Park sorgfältig neu gestaltet. Kaum vorstellbar, welche Anstrengungen auch finanziell erforderlich waren, um den heutigen Zustand zu erreichen. Erstaunlich ist es auch, wie leicht zugänglich wir uns dieser inneren Pracht nähern konnten. Einer der Besitzer war auf dem Gelände tätig, Myriam erkannte ihn. Die drei Besitzer scheinen ihre Lebensaufgabe darin zu sehen, diesen Prunk der Nachwelt zu erhalten und zugänglich zu machen.

Auf der Rückfahrt zum Schiff haben wir Myriam verabschiedet, die mit dem Zug wieder Richtung Heimat fuhr. Den Nachmittag des Samstages hatten wir zur freien Verfügung auf dem Schiff, das sich um 14.30 Uhr nach Tournus in Bewegung setzte. Nach einem technischen Stopp dort fuhr die Provence um 18.45 zurück nach Lyon, wo wir am Sonntag um 7.00 Uhr angekommen sind.

Wieder in Lyon angelegt, stand die Stadtbesichtigung auf dem Programm. Dafür wartete ein französischer Bus für uns am Ufer, Jörg musste seine vorgeschriebene Auszeit einhalten. Am Bus wurden wir von unserer kompetenten Stadtführerin Delphine begrüßt. Sie blickte hinauf zu den Berghängen, die Lyon umgeben, die sich im diesigen Nebel nur schwach abzeichneten, deshalb entschied sie, zunächst die Altstadt Vieux Lyon zu besichtigen, danach könnten die Nebel sich verzogen haben und wir von der Höhe aus einen Blick auf die Stadt genießen.

Lyon ist nach Paris und Marseille die drittgrößte Stadt Frankreichs mit 522 Tausend Einwohnern in der Kernstadt. Mit ihrer bedeutenden Altstadt gehört sie zum Welterbe der UNESCO. Sie wurde 43 vor Christi als römische Kolonie Lugdunum gegründet und war Mittelpunkt ganz Galliens. Bereits im 2. Jahrhundert war diese Stadt Bischofssitz und wurde im späten Mittelalter zu einem der wichtigsten Messeplätze des Abendlandes. Seit dem 15. Jahrhundert ist Lyon Hauptsitz der Seidenweberei in Frankreich, denn die für die Seidenraupenzucht erforderlichen Maulbeerbäume wachsen in der umliegenden Landschaft. Lyon ist auch heute noch bedeutend für den Textilhandel.

Sonntag morgens im Viertel Vieux Lyon In einem der Innenhöfe

Unsere Stadtführerin Delphine bat uns, nicht zu laut zu sein, wenn wir durch die noch leeren Gassen der Altstadt Vieux Lyon spazieren würden, denn es sei Sonntag und manche Bewohner schliefen noch. Die Gassen sind schmal und eng, Autos nicht zugelassen, was von uns wohltuend empfunden wurde, denn wir mussten nicht ständig aufpassen. Wir bewegten uns in einem alten Stadtzentrum mit einer Bausubstanz aus dem Mittelalter. Die Häuser wurden im 14., 15. Und 16. Jahrhundert von reichen Kaufleuten aus Italien, Flandern und Deutschland errichtet. Sie siedelten sich hier wegen der jährlichen Messen an. Der Stadtteil wurde in den Jahren 1980 und 1990 vollständig restauriert.

Eine Besonderheit sind die Traboules auch „Durchhäuser“ genannt. Dies sind Gänge und Passagen, die durch Hausflure, sehenswerte Innenhöfe und Treppenhäuser führen, die alle miteinander verbunden sind. Man gelangt dadurch vor Regen geschützt schnell von einer Straße zur anderen. Gut 500 soll es von diesen Durchgängen geben. Kaum einer kennt sie alle. Wir haben uns einige von ihnen angeschaut. Delphine hat die Haustüren mit einer Zahlenkombination geöffnet und wir konnten uns in aller Ruhe umsehen. Hauseigentümer, die diese Durchgänge auch für Touristen zugänglich gemacht haben, hatten von der Stadt bei der Restaurierung eine besondere Förderung bekommen.

Unser Spaziergang durch das alte Viertel war durch die Erklärungen von Delphine äußerst interessant. Sie war überaus kompetent und vermittelte uns eine Ahnung von den vielen Generationen von Menschen, die hier seit dem Mittelalter gewohnt hatten. Nebenbei erfuhren wir, dass Guignol, die französische Kasperpuppe aus Lyon stammt. Sie ist hier überall präsent. Mit dem Bus sind wir dann zum Hügel Fourvière hinaufgefahren und hatten, nachdem der Nebel sich aufgelöst hatte, einen wunderbaren Blick über die Stadt Lyon, wobei Delphine uns noch die wichtigsten Gebäude beschrieb und zeigte. Einige von uns suchten anschließend die Basilika Notre Dame de Fourvière auf, in der gerade ein Gottesdienst gefeiert wurde.

Basilika Notre Dame de Fourvière In „Les Halles de Lyon Paul Bocuse“

Der krönende Abschluss unserer Stadtbesichtigung war der Besuch der Markthalle die nach dem berühmten Koch Paul Bocuse benannt ist, dessen Konterfei uns gleich am Eingang begrüßte. Außerdem waren eine Reihe bekannter Köchinnen abgebildet, die sich in Lyon einen Namen erworben hatten. Es waren dies Frauen, die in den 30er Jahren in den Familien in denen sie dienten nicht mehr benötigt wurden. Also machten sich einige von ihnen selbständig, indem sie kleine Restaurants betrieben, in denen sie ihre Kochkünste zeigten und weiter entwickelten.

Dieser Gang durch „Les Halles de Lyon Paul Bocuse“ war ein rechter Augenschmaus. Lebensmittel vom Feinsten wurden hier in bester Manier präsentiert. Die Versuchung war groß, hier manche Spezialitäten zu kosten. Nach diesem wunderbaren Schlusspunkt fuhren wir wieder zum Schiff. Den Sonntagnachmittag verbrachten wir auf dem Schiff. Einige nutzten die Gelegenheit, die Zubereitung des Französischen Lavakuchens kennen zu lernen und ihn zu probieren oder um sich einen interessanten Vortrag von Andrea über die Provence anzuhören.

Unser Schiff hatte am Sonntag um 12.00 Uhr in Lyon abgelegt und am Montag um 9.00 Uhr in Avignon festgemacht. Alain erwartete uns schon am Ufer, um mit uns die Stadt zu besichtigen. Zunächst marschierten wir noch an der Rhône entlang, um näher an die berühmte Brücke heranzukommen, von der es im bekannten Lied heißt: „Sur le pont d’Avignon, on y danse, on y danse .“ Sie wurde schon im 12. Jahrhundert erbaut, wurde immer wieder durch Hochwasser und Kriege zerstört, wieder aufgebaut und 1660 endgültig aufgegeben. Von den ursprünglich 22 Brückenbögen sind heute noch 4 erhalten. Avignon ist durch diese Brücke und den Papstpalast weltweit bekannt geworden und ein beliebtes touristisches Ziel.

Der Sage nach hatte der Schäferjunge Bénézet eine himmlische Eingebung, die ihm befahl für den Bau einer Brücke zu sorgen. Er drang mit seinem Anliegen bis zu den Kirchenoberen vor, wurde aber nicht ernst genommen. Daraufhin warf er mit überirdischer Kraft einen großen Stein in die Rhône und verkündete, der Anfang sei gemacht, worauf der Bau dann auch begonnen wurde. Ob nun auf oder unter der Brücke getanzt wird ist ein beliebter Diskussionsgegenstand. Im Lied heißt es eindeutig „sur“ also auf der Brücke. Skeptiker meinen, da hätte man schlecht tanzen können, denn die Brücke sei nur 2,80 m breit gewesen und hätte nach damaliger Zeit kein Geländer gehabt. Es ist wohl eher unter der Brücke getanzt worden, denn sie führte über eine Flussinsel auf der früher fast ständig Jahrmarkts- und Gauklerfeste standfanden; aber wie dem auch sei, wir sollten dem Text des Liedes vertrauen, das im 15. Jahrhundert entstanden ist.

Avignon: der Papspalast Nîmes: Maison Carrée

Das historische Avignon mit Papstpalast, Stadtmauer, Kirche und Brücke ist UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt hat 90 Tsd. Einwohner von denen 15 Tsd. Innerhalb der Stadtmauer leben. Dieser Kern ist vollkommen autofrei, was sehr angenehm ist.

Alain, unser Reiseführer in Avignon und Nîmes, Kapitän Jonny Perchat der MS Amadeus Provence,
Arles, Camargue und Ardeche unserem Schiff, bei der Einfahrt in eine Schleusenkammer

Alain, der sehr flüssig Deutsch spricht, hat plastisch geschildert, wie bunt und geradezu international das Leben hier zur Zeit der Päpste brodelte, geprägt vom Lärm, Durcheinander, vielen Gerüchen, auch Gestank und natürlich auch Diebstahl, Verbrechen und dergleichen mehr.

Rom war zur damaligen Zeit wohl noch schlimmer, weshalb die Päpste hierher gezogen sind. Clemens V. suchte Schutz beim französischen König und war 1309 der erste Papst auf französischem Boden. Gut 67 Jahre lang wirkten nacheinander 7 Päpste von Avignon aus. Die katholische Kirche durchlebte eine schlimme Zeit, die bis zum Schisma führte, mit zugleich Päpsten und Gegenpäpsten.

Dennoch legte man Wert auf Prachtentfaltung, wovon der beeindruckende Bau des Papstpalastes kündet. Heute ist er bis auf die päpstlichen Gemächer weitgehend leergeräumt. Er wird seit einigen Jahren aufwändig restauriert, was sicherlich geboten ist, wenn man bedenkt, dass über 100 Jahre lang Soldaten in dem Gebäude untergebracht waren. Alain meinte, die Soldaten hätten sogar Figuren abgeschlagen und alles zu Geld gemacht, was irgendwie wertvoll war. Also verzichteten wir auf eine Besichtigung des Palastes und machten uns auf den Weg zur Höhe des großen Parks von dessen Felsplateau aus wir einen herrlichen Blick über die Rhône, den Rest der berühmten Brücke von Avignon und die weite Landschaft genossen. Ein Teil unserer Gruppe erkundete in einem Bähnchen den Kern der alten Stadt.

Während wir den Hügel erstiegen plauderte Alain munter drauflos und erzählte vom jährlich stattfindenden Kunst- und Kulturfestival von Avignon. Im Sommer wäre hier der Teufel los, viele Menschen besonders aus Paris mit Rang und Namen aber auch aus der übrigen Welt fänden sich hier ein. Wir erlebten Alain als aufmerksamen und interessierten Menschen, besonders die Natur hat es ihm angetan. So blieb er plötzlich stehen und sagte bekümmert: „Jetzt ist der Baum weg! In dem bin ich schon als Kind herumgeklettert. Er war zwar schon alt, aber musste das sein?“ Oder er rief mit einem Mal aus. „Oh, guckt da die Enten!. Die sind plötzlich hier aufgetaucht, seit dieser Teich angelegt wurde. Wie heißen die bei euch?“ So marschierten wir langsam den Hügel hinunter und bummelten anschließend durch die Gassen der Stadt Avignon zurück zum Schiff, bestens informiert und unterhalten durch die kenntnisreichen, oft hintergründigen und  witzigen Kommentare unseres Reiseführers Alain.

Nach einer Verkostung französischer Spezialitäten (Gôut de Provence) in der Panorama Lounge der Amadeus Provence, nach dem anschließenden Mittagessen und ein wenig Entspannung brachte uns Jörg mit dem Bus nach Nîmes, wo wir nach rund einer Stunde Fahrt ankamen. Die Stadt ist von den Kelten gegründet worden, wurde 121 vor Christi von den Römern erobert und Gallien einverleibt, wo sie eine Blütezeit der gallorömischen Kultur erlebte, was noch heute an vielen baulichen Zeugnissen aus dieser Zeit zu erkennen ist. Kaiser Augustus ließ hier verdiente ägyptische Griechen aus der Armee ansiedeln, eine beliebte Methode, um die vielen Provinzen verlässlich an Rom anzubinden.

Vorbei an der Arena, die Ende des 1. Jahrhunderts nach Christi erbaut worden ist und Platz für 20 Tausend Menschen bot, gingen wir zum Maison Carée, dem am besten erhaltenen römischen Tempel aus der gleichen Zeit. Auf diesem zentralen Platz, der von Restaurants und Cafés gesäumt ist, machten wir unsere Kaffeepause und betrachteten etwas genauer das moderne Carrée d’Art, das gegenüber dem alten römischen Tempel 1993 von Sir Norman Forster konzipiert worden ist und eine Bibliothek sowie ein Museum beherbergt.

Bei unserem Spaziergang durch Nîmes fielen uns immer wieder Darstellungen von einem Krokodil auf, das an einer Palme angekettet ist. Es handelt sich um das Wappen der Stadt. Dieses Motiv ist in der Zeit um Christi Geburt von ägyptischen Sklaven in die Stadt gebracht worden. Es findet sich heute auf vielen öffentlichen Gegenständen. Nebenbei erfuhren wir, dass Nîmes Standort eines Regimentes der Fremdenlegion ist. Weiterhin lernten wir: Denim, ein Begriff für Jeansfreunde leitet sich von der Bezeichnung „de Nîmes“ ab, was bedeutet, dieser Stoff kommt aus Nîmes. Als wir wieder an Bord waren erlebten wir nach dem Abendessen eine Überraschung, denn eine Gipsy Band mit Musikern aus der Gegend mischte die Stimmung nochmal tüchtig auf und es wurde „wild“ getanzt. Unser Schiff hatte um 19.00 bereits Avignon verlassen und legte um 22.30 Uhr in Arles an.

Für den nächsten Tag, einem Dienstag, standen ein Besuch von Arles mit Stadtbesichtigung auf dem Programm und für den Nachmittag ein Ausflug in das Naturreservat Camargue. Arles, eine Stadt in der die Römer deutliche Spuren hinterlassen haben, war ein besonderes Erlebnis. Die Stadt steht ganz im Zeichen von Vincent van Gogh, der hier lediglich 15 Monate gelebt hat und in dieser Zeit mit über 300 Bildern ein Großteil seines Werkes geschaffen hat. Seltsamerweise besitzt Arles kein einziges Gemälde, obwohl viele Bilder van Goghs Motive aus der Stadt und ihrer Umgebung zeigen. Der Maler war hier nicht sehr gelitten.

Das Café in Arles, Das berühmte Portal von Saint-Trophime
Vorlage für van Goghs weltbekanntes Gemälde  

Van Gogh war begeistert von dem besonderen Licht und der Farbenfülle in Frankreichs Süden. Immer wieder bat er seinen Bruder, den Kunsthändler, ihm neue Farben zu schicken. Er selbst lebte in Armut. Seine Bilder verkauften sich schlecht. Die Menschen waren noch nicht reif für diese neue Kunstrichtung. Einmal schrieb er seinem Bruder: „Die Menschen  sehen Gras wachsen und ahnen nicht, dass daraus Weizen wird.“ Seiner Wirtin schenkte er einst ein Portrait von ihr. Sie nahm es entgegen, wusste aber nichts rechtes damit anzufangen und verschloss damit ein Loch in ihrem Hühnerstall. „Nicht zu fassen“, meinte Alain, „mit einem Bild, das heute kaum einer bezahlen kann!“

Van Gogh fing sogar an, nachts zu malen, unerhört, kein Künstler hatte je so etwas versucht. Wo sind da die Farben? Van Gogh hat es uns gezeigt, in den vielen dunklen Tönungen, den Schattierungen, im Widerschein der Sterne und Lampen auf dem Pflaster der Gassen oder der Wasseroberfläche. Van Gogh liebte die Farben, er war geradezu besessen von ihnen. Sein tragisches Ende führen die Fachleute heute nicht mehr allein auf den Genuss von Absinth zurück sondern auch auf mögliche Vergiftungen durch das Blei, welches in vielen Farben enthalten war.

Mit diesen Kommentaren von Alain wanderten wir durch Arles auf den Spuren von van Gogh und denen der alten Römer. Vor dem mächtigen Amphitheater stellten wir uns auf zu einem Gruppenfoto. Das Theater wurde 90 nach Christi erbaut und kann 25 Tausend Zuschauer aufnehmen. Es wird heute noch genutzt, wobei man gerne die französische Form der Stierkämpfe zeigt. Die ist unblutig, der „Raseteur“ muss lediglich versuchen, dem Stier eine zwischen den Hörnern angebrachte Trophäe zu entreißen. Auf den Plakaten, die diese Kämpfe ankündigen sind auch die Namen der Stiere aufgeführt. Einige von ihnen sind echte Berühmtheiten. Wenn sie nicht mehr im Dienst sind, bekommen sie ein „Gnadenbrot“ und werden nach ihrem Tod aufrecht bestattet. Auf den bunten Plakaten sind oft auch Frauen dargestellt. „Es sind die andalusischen Frauen, die als besonders schön gelten; warum sieht man sie immer nur von hinten?“ wunderte sich Alain mit einem bekannten Slogan :“vielleicht weil hinten Lyzeum, vorne Museum?“, was wieder einmal zeigte, wie gut er sich in der deutschen Sprache auskennt.

Unsere Gruppe vor der Arena in Arles

Als wir an den Resten des antiken Theaters vorbeikamen, das 25 vor Christus von Kaiser Augustus errichtet worden ist und 10 Tausend Menschen Platz bot, vermittelte er uns eine Vorstellung vom Leben der Römer. Angesichts dieser stummen Zeugen ist es schwierig, sich hier ein buntes Treiben aus längst vergangenen Zeiten auszumalen. Für Alain kein Problem. Er fachte unsere Fantasie an und berichtete vom prallen Leben der Römer. Sie zeigten eine Lebens- und Liebeslust, die mit der Zeit immer ungestümer auch öffentlich praktiziert wurde, so dass die Obrigkeit schließlich mit Verboten Einhalt gebieten musste.

Während unseres Rundganges staunten wir immer wieder über die Qualität der römischen Bauwerke, die so viele Jahrhunderte überstanden haben. Beeindruckt hat uns auch die römisch-katholische Kirche Saint-Trophime und hier in besonderer Weise das Portal, das um 1190 entstanden ist und als Meisterwerk der Spätromanik gilt. Alain hat uns anschaulich die Bedeutung der einzelnen Figuren erläutert. Die Kirche wurde in den Jahren von 1100 bis 1150 erbaut, zwischen 1454 und 1464 wurde der gotische Chor angefügt.

Nach diesem anregend kommentierten Stadtrundgang durch Arles und unserem Mittagessen machten wir unseren Ausflug mit dem Bus durch die Camargue. Wir hielten Ausschau nach den berühmten Flamingos, entdeckten schließlich auch einige, worauf Jörg den Bus stoppte, damit wir von einem erhöhten Standort aus die Vögel besser beobachten konnten. Auch sahen wir die berühmten Pferde der Camargue und gewannen einen Eindruck von dieser einzigartigen flachen Deltalandschaft der Rhône, die von der UNESCO schon länger als einzigartiges Biosphärenreservat anerkannt und geschützt ist.

Eine Gruppe Camargue-Pferde Am Mittelmeer in Saintes-Maries-de-la-Mer

Hier leben über 300 zum Teil seltene Vogelarten und es gibt Pflanzen, die sich speziell an Salzwasser angepasst haben. Alain erzählte uns, dass er oft Ornithologen begleitet habe, die den halben Tag lang durch ihr Fernrohr schauen und in Begeisterungsrufe ausbrechen, wenn sie einen seltenen Vogel entdeckt haben. Ihn scheint diese Leidenschaft auch ergriffen zu haben, denn ständig suchte er die Gegend nach besonderen Tieren ab. Auch Pflanzen und besonders Blumen weckten sein Interesse und er kannte auch meistens die deutschen Namen von ihnen.

In der Camargue wird heute auch Reis angebaut, wie Alain uns erklärte. Die Landwirte mussten sich erst damit vertraut machen. Neben der Aufgabe, ein absolut waagerechtes Feld herzustellen, ist die Steuerung der Wasserzufuhr eine anspruchsvolle Herausforderung. Unsere Fahrt durch diese ungewöhnliche Landschaft endete mit einer ausgiebigen Pause im Wallfahrtsort Saintes-Maries-de-la-Mer am Mittelmeer, danach fuhren wir zurück nach Arles zu unserem Schiff, das um 18.30 ablegte wieder in Richtung Lyon.

Am Mittwoch dem letzten Tag vor der Abreise machten wir einen unvergesslichen Ausflug in die Schluchten der Ardeche, bei dem Jörg uns mit seinem Bus gefühlvoll durch die vielen teils engen Kurven lenkte, so dass wir unsere Aufmerksamkeit ungestört auf dieses einmalige Tal richten konnten, das die Ardeche im Laufe der Jahrtausende geschaffen hat. An besonders markanten Stellen hielten wir an, um in Ruhe schauen und fotografieren zu können.

Bei Kanuten und Wildwasserfahrern ist die Ardeche ungeheuer beliebt. Alain erzählte, wie er als Junge die ersten Deutschen erlebte, die mit tollen Booten an die Ardeche gekommen waren, um durch die wild-romantische Schlucht zu paddeln und er träumte davon, dass er das auch einmal erleben könnte. Später dann habe er Gruppen durch diese Schlucht begleitet, was er heute nicht mehr machen würde. Die Ardeche ist gefährlich, besonders wenn in ihrem Einzugsgebiet Regengüsse niedergehen. Dann kann sie urplötzlich anschwellen und zu einem reißenden Fluss werden, den selbst Profis nur schwer beherrschen können. Heute wird die ganze Strecke überwacht und man achtet peinlich darauf, dass die Natur geschont wird. Wildes Campen und das Entsorgen von Müll in die Landschaft werden strengstens bestraft.

Immer wieder beobachtete Alain den Himmel und endlich hatte er sie gesichtet; die Gänsegeier, erst einen und dann kamen weitere Vögel, denn sie sind selten allein unterwegs. Bei der Weiterfahrt sahen wir auch einige Ziegen, die hier in freier Wildbahn aufwachsen. Sie sind nicht ungefährlich, wenn sie auf der Straße unterwegs sind, besonders für Motorradfahrer, die es genießen, sich durch die zahlreichen Kurven zu schwingen. Erst vor einiger Zeit hatte es wieder einen schweren Unfall gegeben. Der Ziegenbock und der Motorradfahrer waren tot und Motorrad und Handy kaputt, wie Alain nachdenklich anmerkte. Man wollte die Tiere schon mit Zäunen einhegen, was aber schwer umzusetzen ist. Also beschränkt man sich darauf, vor den Tieren zu warnen.

Blick in die Schlucht der Ardeche Cluny: Getreidespeicher aus dem 12. Jahrhundert

Wir hätten uns in dieser Landschaft noch länger aufgehalten, mussten aber zurück zu unserem Schiff und uns unterwegs auf der Rückfahrt von unserem Guide Alain verabschieden. Walter will ihn unbedingt bei einer der nächsten Reisen in diese Gegend wieder im Programm haben und hat bereits mit ihm Termine abgestimmt.

Bei dem Abschiedscocktail auf der Amadeus Provence wurde uns von Andrea die gesamte Mannschaft vorgestellt und wir erlebten, wie vieler Hände es bedurft hatte, damit wir so komfortabel reisen konnten. Danach folgte ein Gala-Abendessen im Restaurant, das wir so schnell nicht vergessen werden.

Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen. Unsere Koffer erhielten orangefarbene Plastikbänder, damit die Crew sie auch sicher an den richtigen, nämlich an unseren Bus transportieren konnte. Danach war jeder dafür verantwortlich, dass sein Gepäck vollzählig im Bus verstaut wurde. Die Fahrt nach Hause verlief angenehm und störungsfrei. Wir waren uns einig, eine außergewöhnlich schöne Reise erlebt zu haben und Dittmar von Schilling dankte in unser aller Namen Jörg, unserem Fahrer und Walter für die Organisation und Durchführung dieser wunderschönen Fahrt.

Text und Fotos: Manfred Henjes