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Impressionen einer Sizilienreise vom 04. bis 14. Oktober 2017

Eine Reise für die Jumelage!  – Aber wo sind sie denn, die Jumeleure? Na, ja Doris, Helga, Dittmar und die „Beute-Jumeleure“ aus Köln Kathrin und Hanns-Dietger sind auf dem Foto vor dem wunderbaren Concordia-Tempel in Agrigent zu sehen, und natürlich „unser“ Walter, ohne den nichts läuft – das ist doch schon etwas.

Und da ist Alex, unser Guide, ein echter Sizilianer. Er kommt vom Fuße des Ätna, selbst ein Vulkan an Wissen und Redefluss. Alex ist immer freundlich, fast herzlich, ein ganz besonderer Typ. Immer munter und fröhlich verbreitet er eine entspannte Atmosphäre. Hoch interessant, mit erstaunlichen Einzelheiten gespickt, informiert er uns nicht nur über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten aus der Antike, sondern auch über das Leben und die Leute dieser faszinierenden Insel. Es kommt niemals Langeweile auf.  Mal spricht er die Reiseteilnehmer mit „Ragazzi“, mal mit Normannen oder gar mit Elymer an. Apropos Reiseteilnehmer, da hat sich eine sehr harmonische Gruppe sympathischer Menschen zusammengefunden.

Also, zehn Tage prall gefüllt mit Erlebnissen, Staunen darüber, was  aus der antiken Welt noch so gut erhalten übrig geblieben ist. Abgerundet wurde die Reise durch die Unterbringung in sehr guten Hotels und zweieinhalb Tagen „Relaxen“ am Meer oder Pool in Naxos an der Ostküste – im Herbst noch ein Nachschlag Sommer.

Spannend wurde der Beginn am 4. Oktober durch Stau auf der A3, denn wir wurden mit Sammeltaxis zum Flughaben Ffm gebracht. Wir erreichten so gerade den Flieger nach Mailand, und Walter fiel ein Stein vom Herzen. Woran wir nicht gedacht hatten: nach einem Feiertag mit LKW-Fahrverbot hat sich natürlich der ganze Lasterverkehr aufgestaut. Aber entspannt und nach einem guten italienischen Kaffee ging es dann weiter nach Catania.
Überraschung: Es regnet, aber wie!  Alex begrüßt herzlich die Ragazzi und leitet uns ins Hotel am Meer in Acireale, einige Kilometer nördlich von Catania. Und jetzt zeigen sich schon das Mitdenken und die Beweglichkeit von Alex, denn er lässt uns an dieser schönen Stadt nicht einfach vorbeiziehen, ohne mit uns einen ersten Bummel mit seinen Erläuterungen zu machen. Im Hotel sind wir dann noch frühzeitig, um uns zu entspannen und die ersten Runden im Hotelpool zu drehen.

Nun folgen eine Reihe ausgefüllter Tage, vollgepackt mit großartigen Eindrücken.

Syrakus: Die Fahrt dorthin in strömendem Regen! Der Verkehr auf den überschwemmten Straßen scheint zu kollabieren, aber irgendwie  läuft es, auch wenn schon mal ein Auto mit seinem Vorderreifen in ein Kanalloch fällt. Durch das  archäologische Museum (wahnsinnig interessant) führt uns Alex kundig und kurzweilig. Was hat unser Guide nicht alles drauf!!  Nach Museum und Regen leitet er uns durch die Altstadt und zur Kathedrale, die praktischer Weise als „Rohbau“ einen Tempel der Athene nutzt.
Ätna:
3323 Meter hoch und aktiv. Wir fahren auf 1900 Meter hinauf und sind mitten im Touristenstrom, da wegen des schlechten Wetters der letzten Tage und wegen eines Kreuzfahrtschiffes, das in Catania angelegt hat, sich die Besucherzahl aufgestaut hat. Aber der Silvestri Krater und der Blick über die Lavafelder weit über die Insel, darüber wahre  Wolkengebirge, beeindrucken uns sehr. Die Fahrt über Serpentinen auf der Nordseite des Ätna führt durch grünes, fruchtbares Land, beherrscht von Zitrusplantagen und Olivenhainen. Unten angekommen geht es wieder steil hinauf nach
Taormina
. Hoch auf einem Berg über dem Meer gelegen ist das Städtchen berühmt durch sein griechisches Theater. Wir bummeln durch die engen Gässchen und kehren in gemütlichen Straßencafés ein.
Villa Romana del Casale
: Der Weg dorthin führt uns durch das Inselinnere. Die weltberühmten Mosaiken der Villa sind wohl einmalig, was ihren Erhaltungszustand und die Vielfalt ihrer Motive betrifft.
Vecchia Masseria:
In einem urigen Landgasthaus genießen wir ein 3-Gänge-Menu und lernen, wie man leckere Kaktusfeigen so schält, dass die mit Widerhaken bewehrten Stacheln einem nichts anhaben können.
Agrigent
: Die Stadt Agrigent ist sehenswert, und Alex führt uns zu den schönsten Stellen. Bei Himmelsblau und Wärme wandern wir anschließend durch das „Tal der Tempel“. Fünf imposante Bauwerke aus der Zeit der griechischen Besiedelung in unterschiedlichem Erhaltungszustand reihen sich  auf einem Bergrücken aneinander, der zum Meer abfällt.
Und dann hat Alex eine willkommene Überraschung für die durch die Sonne und die vielen alten Steine ermatteten Ragazzi. Zwischen Obstplantagen in ländlicher Umgebung wartet eine Pizzeria auf uns. Überdacht im Freien genießen wir eine reiche Auswahl von Pizzen vom Holzkohleofen, dazu Wein satt.

Palermo
: Auf der Fahrt dorthin machen wir noch Halt in Corleone, unrühmlich bekannt durch die Mafia und die Filme „Der Pate“. Das nimmt Alex zum Anlass, uns ausführlich über das Wesen, Vergangenheit und Gegenwart dieser Verbrecherorganisation zu erzählen. Viele Mythen ranken sich um die Mafia, die sich seiner Ansicht nach in Sizilien als Organisation brutaler und engstirniger Männer überlebt hat. Das Hotel im Zentrum von Palermo ist komfortabel, so können wir uns nach einem anstrengenden Tag gut ausruhen.
Palermos Altstadt erschließt sich uns zu Fuß und unter Alex kundiger Führung, ohne dass wir von dieser pulsierenden Großstadt mit den vielfältigen Sehenswürdigkeiten erschlagen werden. Wir sehen unter anderem dasTeatro Massimo, die riesige Kathedrale, die Chiesa la Mortorana im byzantinischen Stil mit wunderbaren Mosaiken, den „Brunnen der Schande“, eigentlich Fontana Pretoria, der deshalb diesen inoffiziellen Namen erhalten hat, weil er mit seinen nackten Figuren vis à vis zu einem Nonnenkloster platziert wurde. Und dann beeindruckt uns ganz besonders die Hauptsehenswürdigkeit: im Stadtteil Monreale der Normannenpalast mit seiner Cappella Palatina, vollständig ausgeschmückt mit fantastischen Mosaiken.
Auf ganz andere Weise beeindruckt uns der Verkehr in Palermo. Automassen wurschteln sich ohne Beachtung von Ampeln und Zebrastreifen durch verstopfte Straßen, dazwischen wieseln tausende Vespas und andere motorisierte Zweiräder  durch den Verkehr. Aber kein Hupen, keine Ungeduld  - und irgendwie funktioniert es. Ein Modell für Deutschland? Bestimmt nicht, dafür sind wir nicht geschaffen.

Segesta
. 50 Kilometer westlich von Palermo liegt eine imposante Tempelruine im ionischen Stil. Hier sollen sich Flüchtlinge aus Troja, die Elymen, angesiedelt haben. Geblieben ist nur der Tempel, weit sichtbar, in herrlicher Landschaft, ein prächtiges Motiv für romantische Malerei.
Szenenwechsel: Marsala. Wer denkt da nicht an den gleichnamigen Wein? Wir auch, und fahren zu einer Weinprobe nach Molina ins Weingut  Mothia. Den Wein gibt es in allen Geschmacksrichtungen: von trocken bis Dessertwein, dem Sherry ähnlich – jedenfalls von der sizilianischen Sonne verwöhnt.
Alex und der Busfahrer – beide verstehen sich gut - führen uns zu einem weiteren Höhepunkt. An der Küste entlang vorbei an ausgedehnten  Salinen (voll im Betrieb) geht es nach Erice – ein Gedicht von einem Ort. Und eine Hochburg der Dolci, Süßigkeiten in allen Formen und Farben, sehr Marzipan betont. Direkt am Eingangstor der Stadt wird in einem Café für uns eine Theke aufgemacht und jeder kann die Köstlichkeiten probieren. Ein Spaziergang durch stille Gassen ohne Touristenrummel mit Blick weit ins Land, denn Erice liegt hoch auf einem Berg, rundet die schönen Erlebnisse ab. 

Was folgt sind erholsame Tage bei wunderbar warmem Wetter in einer großen  Hotelanlage am Meer in Giardine Naxos,  an der Ostküste Siziliens gelegen. Hier in der Nähe und am Fuß des Ätna waren wir schon am Anfang der Reise. Wir wohnen in Bungalows, die in der weitläufigen Parkanlage des Hotels liegen. Tagsüber liegen wir am Strand, baden im warmen Mittelmeer oder im frischen Pool. Manche machen auf eigene Faust Ausflüge, abends trifft man sich in einer der Bars.
Von Alex und dem Busfahrer haben wir uns  vorher verabschiedet, nicht ohne ihnen gebührend für die ausgezeichnete Fahrt und Führung zu danken. Als wir schließlich die Heimreise vom Flughafen Catania aus antreten,  bekommt Walter seinen Dank in Form eines Gedichtes, denn vor uns hat auch Goethe Sizilien bereist. Und dann sehen wir mal den Ätna unverhüllt, der sich während unserer Reise meist in Wolken versteckt hatte.
 

Text: Dittmar von Schilling, Fotos: W.Bergmann, Helga und D.v.Schilling