Unterwegs von Casablanca nach „Marrakeeech“, unsere
Marokkoreise vom 01. - 11. Mai 2013
Mittwoch
01. Mai
Wir fahren durch das nächtliche Casablanca. Hinter uns liegt eine
planmäßige Anreise, ein ruhiger Flug von Frankfurt, aber eine
nervige marokkanische Bürokratie. Zwei Stunden dauerten die
Einreiseformalitäten. Am Flughafen empfängt uns unser marokkanischer
Führer Reduan. Mit seinem schönen Deutsch wird er kenntnisreich
unsere Fahrt kommentieren. Besonders gefallen hat uns seine Aussprache
unseres Endzieles: Marrakech (siehe Überschrift oben). Nach der doch
recht langen Reise wünsche
ich mir nur noch ein Bett.
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in der
Königsstadt Fez |
Donnerstag
02. Mai
Unser Guide Reduan führt uns zu unserem ersten Ziel, der Moschee
Hassan II. Sie liegt am Meer und ist die zweitgrößte Moschee nach
Mekka. Mit diesem Monumentalbau wollte sich der König Hassan 1993 ein
Denkmal setzen. Alles ist gigantisch hier, das 200 Meter hohe
Minarett, die herrlichen Mosaiken, die Marmorböden, die Kristalllüster.
35 000 Handwerker verarbeiteten nur die besten und teuersten
Materialien.
Wir fahren weiter am Meer entlang, über die Corniche. Die Wellen des
Atlantiks brechen sich an der Kaimauer. In dieser vornehmen Gegend
wohnen die Wohlhabenden von Casablanca.
Weiter geht es auf der gepflegten Autobahn nach der Haupt- und
Residenzstadt Rabat. Dort fahren wir zu einem der vielen Königspaläste
des Landes. Außer einer hohen Mauer, dem reich verzierten Eingangstor
und der Wachmannschaft ist nichts zu sehen.
Schon imposanter sind der unvollendete Hassan-Turm und unweit davon
das in weißem Marmor erstrahlende Mausoleum, in dem die Könige
Hassan II und Mohammed V beigesetzt sind.
Wir
fahren weiter zu der Nekropole Chella. Sie ist umgeben von einer hohen
Mauer mit Wachttürmen. Zu bewachen gibt es schon lange nichts mehr.
Erbaut von den Meriniden als Grablege im 14.Jahrhundert sind nach Plünderungen
und Erdbeben nur noch wenige Reste zu sehen. Einzig die Störche mit
ihren Jungen beleben mit ihrem Geklapper die letzte Ruhestätte der
Kalifen und Marabouts.
Wir verlassen den Chella–Park und wenden uns Meknes, der ehemaligen Königsstadt zu. Je näher wir der Stadt kommen,
umso hügeliger wird es. Bald tauchen vor unseren Augen auf der
rechten Seite der Niedere Atlas, wenig später das Rifgebirge auf.
Wir kommen nach Volubilis einer der bedeutendsten Städte des römischen
Reichs aus dem1.und 2. Jahrhundert. Der Getreideanbau hat die Siedlung
reich gemacht. Ein fachkundiger Guide zeigt uns die Ausgrabungen. Wir
schlendern durch die alten Straßen, vorbei an Häusern mit Mosaikfußböden,
an Wasserleitungen, Ölpressen. Zuletzt stehen wir vor dem
Triumphbogen des Caracalla.
Zu guter Letzt steht die Königsstadt Meknes auf dem Programm. Wir
laufen durch die Mellah, dem alten Judenviertel und dann durch die
Medina zum prachtvollen Bab Mansour Tor. Es stammt aus dem 17.
Jahrhundert und bildet den Eingang zur Medina. Nach den vielen Eindrücken
des Tages sind wir froh, uns im Hotel bei Meknes auszuruhen.
Freitag
03.Mai
Heute führt uns unser Weg durch die Saida–Ebene zwischen dem
Rifgebirge und dem Mittleren Atlas zur Königstadt Fez. Die Stadt ist
dreigeteilt: moderne Stadt, Medina, (Altstadt) und Judenstadt. Die
stattlichen Häuser der Juden, an denen wir vorbeikommen, stammen aus
alter Zeit, als der Salzhandel in ihren Händen lag. Heute leben nur
noch wenige Juden in Marokko. Wir kommen zu einem der Königspaläste
und bewundern die sieben reich verzierten Tore, die zum Palast führen
Unser Weg führt durch die Märkte, die Souks zu einer ehemaligen
Medrese, einer islamischen Universität. Um den Innenhof gruppieren
sich die Gebetsräume und die Unterkünfte der Studenten. Wir
bewundern die filigranen Verzierungen der Fassade und die großartigen
Schnitzereien an Türen und Wänden.
Langsam meldet sich der Hunger. Durch einen unscheinbaren Eingang
gelangen wir in einen hohen Saal, früher war es der Innenhof eines
Palastes. Wir werden mit einem typisch marokkanischen Essen belohnt.
Pastella, eine Blätterteigpastete gefüllt mit Nüssen, Lammfleisch
und Rosinen. Danach gibt es noch einen Eintopf, eine Tajine und
Nachtisch. In allen Hotels bekamen wir Tajine in allen Variationen,
mal war sie gut, mal weniger gut. Zum Abschluss tranken wir den
obligatorischen Pfefferminztee.
Eigentlich wäre jetzt ein Sofa fällig, so müde waren wir. Aber
tapfer folgten wir zum Gerberviertel und sahen von einer Galerie aus
die vielen Bottiche, in denen die Felle gegerbt und gefärbt wurden.
Heute war nicht viel Betrieb, denn es war Freitag, womöglich waren
viele in der Moschee. Die Besitzer der Galerie boten uns Lederwaren
aller Art an und es war schwer, ohne Tasche den Laden zu verlassen.
Zum Relaxen fuhren wir zu einem Hotel hoch über der Stadt, ließen
unsere Blicke schweifen über das Häusermeer von Fez und tranken
Kaffee.
Die nächste Gelegenheit zum Kaufen kam aber bald. Wir fuhren in eine
Töpferei, die Mosaiksteinchen für Brunnen herstellte, aber auch
andere Töpferwaren im Angebot hatte. Uns wurden die einzelnen
Arbeitsschritte, vom Ton zur farbigen Fliese bis hin zum winzigen
Mosaiksteinchen und zur Fertigware gezeigt. Danach wurde der
Verkaufsraum freigegeben für weitere Käufe. Zurück ins Hotel.
Samstag
04.Mai
Heute liegen 420 km Fahrt durch den Mittleren Atlas und den Hohen
Atlas nach Erfoud vor uns. Kaum haben wir Meknes mit seinen
Olivenhainen und Weinbergen verlassen, da türmen sich in der Ferne
die 4 000 m hohen schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas auf. Majestätisch!
Langsam schraubt sich unser Bus in die Höhe. Wir fahren durch viele
Hochtäler bis zum Pass auf 2400 Meter. Die Vegetation wird karg,
Schafherden begleiten uns, Wälder aus Steineichen und Atlaszedern, in
denen Berberaffen hausen. Unser Guide erzählt uns mit seiner angenehm
sonoren Stimme von Land und Leuten, Sitten und Gebräuchen. So wird
die Fahrt nicht langweilig. Trotz einiger Pausen sind wir froh, Erfoud
zu erreichen.
Am Abend erwartet uns ein Höhepunkt dieser Reise, das Kamelreiten in
der Wüste. Taxis
fuhren uns über Stock und Stein hinaus in die Wüste. Dort bestiegen
wir die Kamele und ritten hinauf zu einer goldfarbenen Sanddüne, um
den Sonnenuntergang zu beobachten. Wegen Bewölkung fiel dieses
Schauspiel leider aus.
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beim
Kamelreiten |
Unser
Führer Reduan |
Sonntag
05. Mai
Am Morgen besichtigen wir eine Fossilienfabrik. Hier werden aus
Naturmaterialien Brunnen, Tische etc. hergestellt. Wir aber waren mehr
an den Ammoniten und Trilobiten interessiert. Unterwegs
fallen uns in der Wüste riesige Maulwurfshaufen auf, die in kurzen
Abständen hintereinander angelegt wurden. Wir halten an und steigen
in einen hinein und sind in einem alten unterirdischen Kanalsystem,
das früher die Felder der Berber mit Wasser versorgte.
Wir
kommen zu der Touaregstadt Tinerhin, einer wohlhabenden Stadt, bekannt
für Berberteppiche und Silberschmuck. Reduan führt uns in eine
Teppich-Cooperative. Man zeigt uns herrliche Berberteppiche. Es juckt
mich in den Fingern, aber auf die Schnelle kaufe ich nichts.
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beim
Teppichkauf? |
mit der
Kutsche zum Gauklerplatz |
Wie
wir durch den Ort schlendern, merken wir, dass sich die Atmosphäre
verändert hat. Die Frauen tragen den traditionellen Kaftan mit
Kopftuch, die Männer Jellaba, oft mit Kapuze und Kopfbedeckung.
Unser nächstes Ziel ist die Todraschlucht. Kahle Felswände ragen 300
Meter hoch, beeindruckend! Das Wasser kommt aus einer Quelle am Berg
und fließt in eine Oase. Nur einen kleinen Teil der Schlucht
können wir erwandern, weil es angefangen hat zu regnen.
Der Regen vereitelt auch einen Spaziergang durch eine Oase. Er
begleitet uns bis zu unserem Hotel in Boumalne. Morgen soll das Wetter
besser werden. Inschalam! Unser Hotel ist besonders geschmackvoll
eingerichtet. Afrikanischer Flair, schwarze Masken, geschnitzte Tiere.
Da war ein Sammler am Werk. Auch die Zimmer sind sehr hübsch mit
originellen Ablagen und schönen Stoffen ausgestattet.
Montag
06.Mai
Bei Sonnenschein fahren wir über das Hochplateau zwischen dem Kleinen
und Hohen Atlas. Es ist diesig. Wir fahren an riesigen, kahlen
Schotterflächen, aber auch an kleinen Oasen vorbei. Die
Gemüsegärten sind eingesäumt mit rosa
Damaszener-Rosenhecken. Aus den Blüten wird Rosenöl und Parfum
hergestellt. Wir fahren die Kashbastraße entlang. Die Kashbas sind
befestigte Häuser, die gegen Überfälle geschützt sind. Von
hier aus gingen früher die Karawanen hinaus nach Timbuktu. 52 Tage
dauerte die Reise.
Wir kommen nach Ourzazate – dem marokkanischen Hollywood. Überall
ist geflaggt, wird eifrig gekehrt. Nicht für uns, sondern für den König.
Weiter geht es in das malerische Dorf Ait Benhaddou. Wir laufen durch
das Dorf mit seinen ockerfarbenen Häusern hinauf zur Festung. Nach
einem schweißtreibenden Anstieg haben wir einen schönen Blick über
das Tal. Nach einer kurzen Pause fahren wir zurück nach Ourzazate in
unser Hotel.
Dienstag
07.Mai
Wir verlassen Ourzazate und fahren Richtung Hoher Atlas zum Tizi-n
Tichka-Pass (2200 Meter). Wir folgen einem fast ausgetrockneten Bach.
Links und rechts kahle rote Sandsteinberge. Ab und zu eine Siedlung
mit dunkelroten Stampflehmhäusern. Auf den bewässerten Feldern wird
gerade Luzerne oder Getreide mit der Sichel geerntet und zu Büscheln
gebunden. Esel tragen die Getreidebündel zum Dreschplatz. Endlich
haben wir die Passhöhe erreicht. Ringsum kahle dunkelrote Berge, tief
unter uns im Tal saftiges Grün. Jetzt beginnt eine serpentinenreiche
Passstraße mit atemberaubenden Ausblicken. Schwindelerregend! Unten
angekommen, sind wir wieder jenseits des Hohen Atlas. Es gibt
wieder Wälder, alles grünt. Bald wechselt die Landschaft. Wieder
ausgedorrte Felder. Wir nähern uns Marrakech. Wir
fahren auf breiten Blumen- und Palmen-gesäumten vierspurigen
Boulevards in die Stadt. Blau blühende Jacaranda Bäume, Rosenbeete,
Oleander. Alles blitzsauber. Wir steigen aus dem Bus. Die Hitze trifft
uns wie ein Schlag: 35°! Aber
eine trockene Hitze. Trotzdem. Wir schnappen nach Luft.
Später
treffen wir uns am Pool wieder. Wir entspannen uns im Schatten hoher Bäume.
Abends fahren wir mit Pferdekutschen
zum berühmten Gauklerplatz. Aufdringlich preisen alle ihre
Dienste an. Wir sind überwältigt von den Menschenmassen.
Schlangenbeschwörer, Zahnausreißer, Wahrsager, Hennamalerinnen,
Saftverkäufer.
Unser Abendessen nehmen wir im Innenhof
eines wunderbaren alten Palastes ein. Wir tafeln unter freiem
Himmel zwischen Orangenbäumen und Bougainvilleas. Das
Vogelgezwitscher und die spitzen Schreie der Mauersegler übertönen
bis zum Sonnenuntergang fast unsere munteren Gespräche. Eine
wunderbare Stimmung.
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beim
Abendessen: Walter bedient! |
..und
beim Bummeln durch die Einkaufsstraßen |
Mittwoch
08. Mai
Heute Morgen fuhren wir zur Medina von Marrakech und schlenderten
durch die Souks. Alles Erdenkliche wurde angeboten. Zeigt man
Interesse an einem Gegenstand, wird man sofort angesprochen und
verfolgt. Reduan führt uns in eine Apotheke. Der Apotheker ist ein
Verkaufsgenie. Wie ein Marktschreier preist er seine Salben und Kräuter
an. Während seiner Vorträge kann man sich massieren lassen, den
verspannten Nacken, die wehen Füße. Viele meiner Mitreisenden hat er
überzeugt, sodass jeder mit einer mehr oder minder großen Tüte
seine Apotheke verlässt.
Danach fahren wir an der Koutoubia-Moschee vorbei zum Bahia Palast. Er
wurde Ende des
19. Jahrhunderts in all seiner orientalischen Pracht erbaut: Marmor
aus Meknes, Zedernholz vom Mittleren Atlas und Fliesen aus Tetuan.
Zypressen, Orangenbäume und Jasminbüsche umgeben die Brunnen in den
Innenhöfen. Von dort kommt man in die luxuriösen Wohnräume. In der
Zeit des Protektorats wurde der Palast von dem französischen General
Lyautey genutzt. Man kann seine Entscheidung verstehen.
Donnerstag
09. Mai
In der Ville Nouvelle liegt der Majorelle-Garten. Den wollen wir heute
besuchen. Angelegt von einem französischen Maler, später aufgekauft
und stilvoll umgestaltet von Yves Saint-Laurent, ist er ein
Anziehungspunkt für die Touristen. Um das leuchtend blaue Anwesen
wuchern Hibiskus, Bougainvillea, Bambus
und andere tropische Gewächse. In einem kleinen Studio ist
eine Sammlung der Handwerkskunst der Berber ausgestellt. Sehr
beeindruckend. Ein Highlight.
Danach fahren wir zu den Gräbern der Saaditen. Sie stammen aus dem
16. Jahrhundert, wurden aber vom Nachfolger eingemauert, damit sie in
Vergessenheit geraten, eine unfeine Art der regierenden Kalifen. Erst
die Franzosen haben die Mausoleen wiederentdeckt. Leider war vor den
Gräbern eine riesige Schlange und ich wollte mich in der Mittagshitze
nicht anstellen.
Nun mussten wir uns von unserem Bus verabschieden. Mit warmen Worten
des Dankes und gut gefüllten Umschlägen mit Trinkgeld würdigte
Walter das marokkanische Team. Herzliche Dankesworte für Walter
Bergmann fand auch der Vorsitzende der Jumelage Dittmar von Schilling.
Er hob die allgegenwärtige Betreuung und Sorge Walters für
seine Reisegruppe hervor. Walters ansteckende Fröhlichkeit und gute
Laune in allen Situationen habe wesentlich zur durchweg guten Stimmung
unter den Reiseteilnehmern beigetragen.
Mit
Helga und Dittmar kehre ich zum Gauklerplatz zurück. Wir genießen
oben auf der Terrasse des Café de France den obligatorischen
Pfefferminztee. Unter uns zeigen Akrobaten ihre Kunststücke, von dem
nahen Minarett ruft ein Muezzin zum Gebet. Wir beobachten, wie die
Menschen in die Moschee strömen, die Schuhe ausziehen und nach kurzer
Zeit die Moschee wieder verlassen.
Den Rest des
Nachmittags verbringen wir am Pool.
Freitag/
Samstag 10./11. Mai
Am
Freitag hieß es Koffer packen. Am Samstag begann die Rückreise von
Marrakech über Casablanca nach Frankfurt. In gewohnter
zuverlässiger Weise hat uns Walter wieder sicher nach Hause
gebracht. Herzlichen Dank für die schöne Reise.
Text:
Doris Glück
Fotos: Dittmar von Schilling
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