Es ist eigentlich jedes Jahr das gleiche Willkommens-Ritual, wenn die Sektion Darmstadt der Jumelages nach Frankreich fährt: es gibt immer eine ganz liebe, herzliche Begrüßung mit allen altbekannten Freunden und auch natürlich auch mit den „Neuen“.


Am Samstag, dem 28. Juni 2008, ging es um 8.15 Uhr los. Wir hatten einen sehr guten Fahrer von OnTour (Steffen), der uns die ganze Reise hindurch zu allen Zielen sicher und gutgelaunt chauffierte. Über Saarbrücken, Metz und Reims fuhren wir nach Amiens. Dort konnten wir noch eine Rundfahrt ge-nießen und die größte Kirche Frankreichs besichti-gen. Ihr imponierender Turm ist 113m hoch. Be-wundernswert ist auch das Labyrinth (Mosaik), das für die Gläubigen entstand, die nicht an der obliga-torischen Wallfahrt teilnehmen konnten – oder wollten.
Der Sonntag bescherte uns einen sehr schönen Auf-enthalt in Rouen. Bei einem Spaziergang durch die Straßen bestaunten wir die über 800 Jahre alten, schönen Fachwerkhäuser und konnten die Erinne-rung an Jeanne d’Arc wieder auffrischen, die 1431 dort auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Im Zentrum steht eine der schönsten Kathedralen Frankreichs. Auf einem der beiden Türme befindet sich ein Glockenspiel. Im Volksmund ist das der „Butterturm“. Ende des 15. Jahrhunderts konnte man sich mit einem Beitrag zur Finanzierung des Turmes die Erlaubnis erkaufen, auch in der Fasten-zeit fett zu leben. Und auch die Betrachtung der Großen Uhr (Gros-Horloge), die nur die Stunden anzeigt, ruft immer wieder Erstaunen hervor.
Wohlbehalten kamen wir am Abend in unserem Ferienziel Azureva in Hauteville-sur-Mer an. Nach dem Abendessen machten wir noch einen kleinen Ausflug an das nahe gelegene Meer, um die Ebbe zu „genießen“.
An unserem ersten Ferientag fuhren wir nach dem Mittagessen nach Villedieu-les-Poêles an der Sienne. Dort besichtigten wir in einer Werkstatt die hier seit Jahrhunderten bestehende Herstellung von Kupfer-gegenständen. Durch einen Videofilm in deutscher Sprache konnten wir genau miterleben, wie aus dem Rohmaterial in den verschiedenen Arbeitsgängen das Endprodukt entsteht.
Nach einem kleinen Spaziergang gingen wir in die Glockengießerei Cornille-Havard. Die Führung in französischer Sprache führte vorbei an Schmelz-öfen, Gussformen und Dammgruben. Es war schon beeindruckend, dass bei dieser Gießerei alles so ist wie „Anno dazumal“. Damit alle nachvollziehen konnten, wie eine Glocke entsteht, hatten Rolf und Britt eine Abhandlung über die einzelnen Schritte zusammengestellt.
Eine Fahrt an die Küste der Normandie, an der 1944 die Alliierten landeten, unternahmen wir am Dienstag. Es war beeindruckend aber auch bedrü-ckend, was wir bei unserem Rundgang durch das Gelände sahen: Bombentrichter und klaffende Krater. Wir gedachten der vielen jungen Menschen, die hier ihr Leben lassen mussten. Drei englische, ein kanadischer und ein deutscher Heldenfriedhof zeugen davon, was sich damals hier abspielte. Es machte viele von uns recht nachdenklich.
Nachdem wir an einem geeigneten Platz ein Pick-nick gemacht hatten, kamen wir aber doch wieder auf andere Gedanken. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg nach Bayeux. Der größte gestickte Wandteppich der Welt, der die Geschichte der Er-oberung Englands durch Wilhelm (Herzog der Normandie) darstellt, brachte die Bewunderung für die Nonnen auf, die dieses Kunstwerk von rund 70 m Länge im Jahre 1077 fertig gestellt haben.
Leider hat es am Mittwoch, unserem programm-freien Tag, geregnet. Das vorgesehene Boule-Spielfiel daher ins Wasser. Da am Nachmittag wieder die Sonne schien, konnten wir doch noch einen Spa-ziergang am Strand machen oder im Meer baden.
Zu einer Besichtigung des größten Atom-U-Bootes fuhren wir am Donnerstag nach Cherbourg. Ob-wohl die Technik sehr beeindruckend ist, ist das Ganze doch auch sehr bedrückend, denn ein Tor-pedo hat die mehrfache Zerstörungskraft der Bombe von Hiroshima hat.
Nach dem Mittagessen fand der Besuch des Muse-ums für Meeresforschung statt. Auf der Rückfahrt betrachteten wir noch am Kirchturm von St.-Mere-l´Englise das Denkmal, das an den Fallschirmsprin-ger erinnert, der damals am Turm hängengeblieben war und von den Feinden nicht abgeschossen wurde, weil er sich ganz still verhielt.
Zum Mont-Saint-Michel in der Bucht des Golfs von St. Malo fuhren wir am Freitag. Das imposante Bauwerk erreicht man über einen Damm, der vor zwei Türmen der Ringmauer endet. Es gibt ver-schiedene Möglichkeiten zur Besichtigung; aber je-der Weg lohnt sich – auch wenn er steil ist, wie z. B. die Grande Rue. Man beginnt mit dem Aufstieg der 90stufigen Abtstreppe und besichtigt die Pfarrkir-che, die Abtei und all die vielen anderen sehens-werten Gebäude und Säle. Es ist immer wieder er-staunlich, was zu damaliger Zeit alles so entstanden ist.
Anschließend fuhren wir nach Granville. In diesem sehr schönen Ort haben wir insbesondere den von Diors Mutter angelegten Duftgarten bewundert. Die Düfte in diesem Park und die Arrangements der Pflanzen sind einfach unbeschreiblich. Das Museum mit der früheren Mode von Dior weckte in so man-chem Erinnerungen an frühere Zeiten.
Am Samstag fuhren wir nach dem Frühstück zu ei-nem Cidre- und Calvados-Hersteller in Saint Jean des Champs. Wir wissen nun ganz genau, wie die Äpfel behandelt werden und dass dort nur die Sor-ten verarbeitet werden, die sich zum Verzehr nicht eignen. Der Inhaber hat uns alles recht ausführlich erklärt, und unsere Lisa hatte - wie immer - keine Mühe, uns das alles ins Deutsche zu übersetzen.
Nachdem wir alle unsere Einkäufe für die Mitbring-sel erledigt hatten, ging es zurück in unser Quartier. Nun war es Zeit, die Zimmer zu reinigen und die Koffer zu packen für die Heimreise am nächsten Tag.
Sehr pünktlich waren alle Jumeleure am Sonntag am Bus und los ging die Heimreise.
In Honfleur machten wir einen Halt und konnten dort die schönen, alten Häuser bewundern. Die se-henswerte Kirche Ste. Catherine und der ebenfalls aus Holz errichtete Glockenturm waren das Werk von Schiffsbauern, die es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet haben.
Montag, der 7. Juli, war unser letzter Reisetag. Nachdem wir noch einmal Rast auf einer Auto-bahnraststätte gemacht hatten, kamen wir ohne Pannen und Stau schon um 16 Uhr in Darmstadt an.
Es gab natürlich wieder ein Zeremoniell zum Ab-schied; denn wer weiß, was bis zum Wiedersehen im nächsten Jahr alles geschehen kann.
Jedenfalls gilt unser aller Dank den „Grossen Vier“: Rolf und Britt hatten die Reise hervorragend bis ins Detail geplant, Lisa war eine bewundernswerte Dolmetscherin und unser Fahrer Steffen verdient ebenfalls ein dickes Lob!
Waltraut Roßberg